Zehn Fragen an den
Weltumsegler
1) Wart Ihr a) mit dem Schiff zufrieden, b) was wäre
Euer Traumschiff?
a) Wir
waren mit dem Schiff mehr als zufrieden.
b) Wir würden das gleiche Schiff
wieder kaufen, bzw. bauen.
2)Jährliche Kosten für
a) Lebensunterhalt, b) Schiffsunterhalt?
a)
Im ersten Jahr der Reise gaben wir bei
sparsamer Lebensweise durchschnittlich 50 Euro pro Tag aus. Einnahmen
verbuchten wir keine.
Im zweiten Jahr wurde
unsere Website populärer und wir erhielten gelegentlich kleine Gagen (häufig
genug nur Aufwandsentschädigungen) fürs Fotografieren, Filmen, Werbung auf
der Website, Interviews sowie den Verkauf von Bildkalendern.
b) Bis auf eine Kühlwasser- und eine Dieselpumpe entstanden uns kaum Kosten
für das Schiff. Das Antifouling hielt die ganze Fahrt über, wir haben
lediglich ein paar Mal tauchend das Unterwasserschiff gereinigt. Segelnähen
können wir selbst und auch sonst reparierten wir
alles Mögliche oder boten unsere (Goldschmiede-)dienste Einheimischen
oder Seglern an.
3) Welche Ausrüstungsgegenstände haben sich
a) gut bewährt, b) welche machten Ärger?
a) Banana-Faltboot in der stabilen 3,80
Meter-Version mit Besegelung und 3,5PS Yamaha Außenborder,
Windfahnensteuerung Pacific von Windpilot, Fußpumpen von WHALE (sie waren
die einzigen Pumpen an Bord, die nicht
den Geist aufgaben), Petroleumkocher, Maststufen aus Alu mit
Edelstahlschrauben (selbst gefertigt, Material vom Baumarkt), Laptop von
Toshiba, Windgenerator, Solarzellen, ein Ausbaumer aus Bambus,
Pflugscharanker, Multitool von Leatherman.
b)
Ausbaumer
aus Alu, Wassermacher mit Energierückgewinnung, Lasy-Jacks (so etwas
brauchten wir auf See einfach nicht)
4) Welche zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände hättet Ihr
Euch gewünscht?
Zusätzliche Solarzellen, variablen
Ausbaumer
5) Welche Versicherungen hattet Ihr a) für Euch, b) fürs Schiff?
a) Keine
b) Haftpflicht
6) Was waren für Euch a) die besten Plätze, b) die schlechtesten Plätze?
a) Einige
Plätze in der Karibik waren sehr schön, Isabella auf Galapagos natürlich
auch und dann war da noch die kleine unbewohnte Insel ohne Namen, deren
genaue Position wir irgendwo notiert haben, aber beim besten Willen den
Zettel mit den genauen Koordinaten grad nicht finden können. Im Ernst:
Die besten Plätze - und hier sind wir uns einig - fanden wir auf der
hohen See, z.B. mitten auf dem Atlantik, dem Pazifik und dem Indischen
Ozean.
b) Auch diese fanden wir auf der hohen See.
Nämlich auch auf dem Rücken eines Weltmeeres mit dem Namen Indischer
Ozean.
7) wurden Eure Erwartungen erfüllt?
Wir wollten an unsere
Grenzen und darüber hinaus segeln. Aus dieser Perspektive gesehen, wurden
unsere Erwartungen übertroffen.
8) Was würdet Ihr beim "nächsten Mal" anders machen?
Insbesondere in Europa würden wir längere
Etappen auf See segeln. Mehr Ersatzteile, besonders Pumpen, und wir würden
uns mehr Zeit für die Eingewöhnungszeit nach der Reise einräumen. Mehr
Tauschobjekte für das jeweilige kommende Land bunkern (nein, wir meinten
NICHT Schmuggel).
9)
Schlimmste Erlebnisse?
Strandungsgefahr in der Bucht von Panama,
Piratensituationen im Bengalischen Golf und am Horn von Afrika,
bewaffneter Raubüberfall in Papua-Neuguinea
10)
Wie geht
Euer Leben
weiter?
Schwierige Frage, weil
noch nicht geklärt.
Wir verdienen wieder als
Gold- und Silberschmiede unser Geld und gründeten nach der Weltumsegelung
eine neue Werkstatt in Oldenburg. Wir legen uns nicht fest, wann wir wieder
in See stechen werden, aber zunächst müssen Mike und Maria durch die
Schule.
Daniel absolviert seinen
Grundwehrdienst und möchte anschließend
Bauingenieurwesen studieren. Mike und Maria gehen zusammen mit ihren
Freunden aus der Nachbarschaft in die Grundschule, zweite und dritte Klasse.
Ein in der Zwischenzeit
veröffentlichtes Buch, half uns, zusammen mit einer Bildershow, die Eindrücke
der Reise zu verarbeiten. Daniel möchte später wieder auf reisen gehen,
dieses Mal mit dem Rucksack und zu Fuß. Indonesien und Sri Lanka hat es ihm
angetan. Maria eröffnet ihren Eltern an jedem einzelnen Abend, dass sie die
Nis Randers, das Leben auf See und die Schiffsbewegungen ihrer Koje
vermisst. Mike war schon immer ein Stiller. Er wird irgendwann selbst einmal
reflektieren.
Jetzt, anderthalb Jahre nach unserer Rückkehr, antworten wir auf die
Frage, wie wir uns denn wieder in Deutschland eingelebt hätten, regelmäßig
aber ehrlich mit den Worten: Wir sind noch immer dabei.
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